Pürschling

Wandertag – zweieinhalb Stunden Aufstieg und ein grandioser Berg-Blick

Der Pürschling zählt sicher zu den Klassikern unter den Rodel-Abfahrten im Oberland. Dies ist durchaus bemerkenswert, da der Aufstieg selbst ohne Kinder gut zwei Stunden in Anspruch nimmt und er deshalb als veritable Bergtour gelten kann. Das Rodeln tritt demgegenüber fast in den Hintergrund.

Positiv an dieser Tour ist vor allem der phantastische Rundblick, den man bei gutem Wetter von den Pürschling-Häusern hat, sowie die einfache aber sehr gediegene Küche von Wirt Matthias Speer. Nach unserer wie immer sehr subjektiven Ansicht ist diese Abfahrt für Familien mit kleinen Kindern allerdings nur dann geeignet, wenn wirklich optimale Schneeverhältnisse herrschen – sonst kann man leicht in haarige Situationen geraten.

 

Gleiten und Rutschen

Der Pürschling ist nicht zu unterschätzen. Sofern die Bedingungen derart sind, dass eine zügige Fahrweise möglich ist, also der Untergrund vor allem aus harten Schnee oder Eis besteht, sollte man das Tempo tunlichst kontrollieren. Denn nach etwa einem Drittel der Strecke, wo an der Talseite eine hübsche kleine Kapelle steht, gibt es ein paar gar nicht sooo scharfe Kurven, die dennoch wohldosiert genommen werden wollen.

Wintertraum: Schnee, Himmel und ein paar Bäume

Perfekte Rodel-Kulisse unterhalb des Albert-Schuster-Hauses

Tut man dies nicht, läuft man Gefahr, von den unterhalb der Rodelbahn stehenden Baumstümpfen unsanft aus dem Temporausch geweckt zu werden. Die Tücke bei dieser Strecke liegt in den höchstens zwei Metern Breite, die während der oberen zwei Drittel, bis die Bahn auf die Forststraße trifft, auch den erfahrenen „Heizer“ dazu zwingen, sich zurückzuhalten.

Fahrerisch gesehen ist die ganze Abfahrt eher ein Klacks. Es gibt kaum steile Passagen, keine Haarnadelkurven und im Regelfall auch keine Sprünge- es sei denn, die Bahn ist derart ausgefahren, dass sich die berühmten Mugel gebildet haben. Diese bremsen zwar jeden Rodler ab, allerdings meist so sehr, dass auch talwärts gegangen werden muss.

Im letzten Drittel, nachdem der Fußweg auf die Forststraße trifft und man eine Schranke passiert hat, muss der Rodel etwa (..) Meter gezogen werden. Dann gabelt sich der Weg und es geht auf der breiten Forststraße in weiten Kurven die mittelsteile Straße hinunter. Auch hier sollte man bei Vereisung die Füße lieber gar nicht erst in die Luft nehmen sondern konsequent bremsen.

Alternativ hierzu kann der rechte Weg genommen werden, der an einem Bachlauf entlang führt und der bei Eis besser keine kleinen Kinder sehen sollte. Fahrbar ist er für den erfahrenen, vernünftigen Rodler allemal.

 

Hin und Weg

Von München: 95 Km – ca. 75 Minuten
Von Rosenheim: 115 Km – ca. 110 Minuten
Von Innsbruck: 80 Km – ca. 100 Minuten
Von Salzburg: 190 Km – ca. 160 Minuten

Auf der A95 München – Garmisch bis zum Autobahnende und weiter auf der B2 bis nach Oberau. Im Ort Oberau rechts auf die B23 Richtung Ettal, Unter- und Oberammergau abbiegen. Vor Unterammergau links abbiegen und gleich wieder links zum Parkplatz der Steckenberglifte fahren.

Alternativ kann man von München aus auch über Murnau und Bad Kohlgrub fahren.

 

Essen und Trinken

Im August-Schuster-Haus, so die offizielle Bezeichnung des Pürschling-Hauses, isst man ganz hervorragend. Die Karte ist hüttentypisch überschaubar, aber das, was der Wirt anbietet, kann sich sehen lassen. Alles, was im Bereich Suppe/Eintopf/Gulasch gereicht wird, ist von allererster Qualität und bräuchte den Vergleich mit mancher „Landhaus“ -Gastronomie nicht scheuen.

Vom Aufstieg geschafft: Rast auf dem Sonnenbankerl des Pürschlinghauses

Das ham wir uns verdient: Maß und Sonne

Auch die Kuchen sind es wert, den durch den langen Aufstieg leer gewordenen Kalorienspeicher wieder zu füllen. Dass hier alles selbstgemacht wird, ist quasi Ehrensache.

Den sinnlichen Genuss erhöhen kann man bei Sonnenschein durch eine Platzwahl auf der Terrasse, von der aus man einen traumhaften Blick in die (…) Alpen hat. Ein Platz zum Verweilen, wenn nicht gerade der große Pulk anderer, hungriger Rodler im Anmarsch ist.

 

 

Charakter und Besonderheiten

Den Ruf einer Familienabfahrt merkt man dem Pürschling bereits am Parkplatz an der (…-) Hütte an: Aus den Heckklappen riesiger Kombis werden nicht nur Rodel oder Zipfl-Bobs geholt sondern auch Baby-Geländer sowie mit Süßem und anderem Kinder-Beruhigungswerk gut gefüllte Rucksäcke. Kaum ein Auto, das über keinen Kindersitz verfügt. Einerseits ist dies durchaus verständlich, da gerade dieser Berg sich für eine (Halb-)Tagestour ganz hervorragend eignet. Andererseits ist die Bahn gerade wegen der vielen Gruppen, die bergan wandern, für unerfahrene Rodler, die Techniken wie die Vollbremsung oder den kontrollierten Sturz nicht beherrschen, nur bedingt geeignet.

Die Bahn sieht zwar harmlos aus – was sie bei einer weichen Schneedecke auch ist – kann aber gerade bei Eis schnell gefährlich werden. Dies liegt zum Einen am relativ schmalen Weg, der bei „Gegenverkehr“ kaum Ausweichmöglichkeiten bietet. Zum anderen ist der Hang so steil und so dicht mit Bäumen bestanden, dass ein Sturz im (…) Bereich ohne weiteres schwere Folgen haben kann.

All das gilt allerdings nur, wenn sehr viel los ist (also an einem sonnigen Wochenende) und wenn die Bahn stark vereist ist. Falls dem nicht so ist, findet man am Pürschling eine der landschaftlich reizvollsten Touren im Oberland oder sogar in den bayerischen Alpen.

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