Technik

Den Bischofswieser Rennrodler Georg Hackl (der Hackl Schorsch) kennt wahrscheinlich jeder, der in den vergangenen 10, 15 Jahren einmal etwas über Rodeln gesehen, gehört oder gelesen hat. Dass dieser Mann eine exzellente Rodeltechnik hat, wird nicht zuletzt durch seine zahlreichen Medaillen belegt. Der Mann ist einer der erfolgreichsten deutschen Wintersportler ever!

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Was kann sich aber nun der gemeine Freizeitrodler von diesem König des Eiskanals abgucken? Auch wenn es auf den ersten Blich merkwürdig klingt, ist dies die Feinmotorik. Denn Hackl, und natürlich auch die anderen Spitzenrodler, steuern ihre Schlitten mit geringsten Gewichtsverlagerungen und einer gehörigen Portion „Pogefühl“.

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Auch wenn der gemeine Freizeitrodler keine Goldmedaille gewinnen will, kann er aus dieser Erkenntnis einiges für seine Rodel-Technik ableiten.
Denn auch den unambitioniertesten Hobby-Fahrern wird irgendwann klar werden, dass Geschwindigkeit Spaß macht. Bevor jetzt wieder die Entdecker der Langsamkeit über uns herfallen, sei hinzugefügt, dass es natürlich um kontrollierte Geschwindigkeit geht. Und um die Geschwindigkeit kontrollieren zu können, bedarf es nun einmal einer gewissen Technik.

 

Hierunter ist freilich nicht nur das „sich-flach-machen“ zu verstehen, wodurch dem Fahrtwind eine möglichst geringe Angriffsfläche geboten und das durch gehörige Anspannung der Bauchmuskeln erreicht wird. Auch das möglichst seltene Lenken und Bremsen mit den Füßen dient in erster Linie dazu, die Fahrgeschwindigkeit möglichst beizubehalten.

Unter der Voraussetzung, dass der Rodler über eine „richtige“ Rodel verfügt, dessen Kufen flexibel gelagert sind und der sich so durch Gewichtsverlagerung oder Ziehen der „Zügel“ perfekt steuern lässt, kann ein Rodler so leicht Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h erreichen – ohne dabei sich oder andere zu gefährden!

Bevor die eigentliche Rodel-Abfahrt beginnt, sollte sich der Neuling erst einmal auf der Ebene mit dem Sportgerät vertraut machen:

Anmerkung: Alle hier gemachten Bemerkungen zu Rodeltechnik und der Rodel- „Physik“ im Allgemeinen beziehen sich ausschließlich auf richtige Rodel, die nicht aus minderwertigem Holz gefertigt wurden – meist in Handarbeit – die flache und nicht abgerundete Kufen haben welche wiederum in einem bestimmten Winkel zum Untergrund stehen und bei denen vor allem die beiden Kufen nicht starr miteinander verbunden sind

Die Sitzposition ist leicht nach hinten gebeugt, die Beine werden nach vorne gestreckt und können je nach Beinlänge auf dem vorderen Teil der Kufen abgestellt werden. Ansonsten sollten sie seitlich an den Kufen „angelehnt“ werden. Wichtig, gerade für Kinder: Auf keinen Fall die Beine von innen auf die Kufen stellen! Das kann im ungünstigsten Fall schwere Beinverletzungen nach sich ziehen.

Hat man es sich bequem gemacht, nimmt man die „Zügel“ in die eine Hand. Mit der anderen hält man sich am hinteren Ende des Rodels fest.

Das Steuern

Am Anfang sollte man möglichst auf einer nicht zu steilen, nicht vereisten Rodelbahn durch leichte Gewichtsverlagerung bzw. Ziehen der Zügel die Kurvensensibilität des Rodels erkunden. Dabei geht der Oberkörper natürlich zur Kurve hinein, sonst würde man ja nach außen hin umkippen.

Also: Gewicht mit dem Gesäß auf die kurvenäußere Kufe, Oberkörper nach innen und – bei scharfen Kurven – gleichzeitig den Zügel der an der kurveninneren Kufe befestigt ist, kräftig ziehen. Zusätzlich kann der kurveninnere Arm zum Kurvenmittelpunkt hin ausgestreckt werden – das erhöht die Stabilität.

Alle drei Techniken lassen sich natürlich auch getrennt voneinander ausführen. Am Besten probiert man die spezifischen Eigenschaften des Rodels zu Anfang mal aus. Denn: Jeder Rodel ist anders, (sozusagen auch nur ein Mensch).

An dieser Stelle ein Wort zu den nach wie vor weit verbreiteten „Baumarkt-Rodeln“: Wir raten von der Benutzung dieser zwar günstigen, aber weder richtig steuer- noch bremsbaren Geräte ab. Damit soll natürlich nichts gegen die Baumärkte als solche gesagt (und etwaigen Klagen vorgebaut) werden. Theoretisch kann man auch dort einen passablen Schlitten erwerben. Nur ist es halt so, dass viele der Billigst-Rodel, die man auf den Bahnen delirieren sieht, dort verkauft werden – freilich auch in ganz normalen Sportgeschäften!

Grundsätzlich gilt aber: Wer nicht nur einen kleinen Kinder-Hügel oder eine flache, bestens präparierte Bahn befahren will, sollte ein paar Euro mehr ausgeben und dadurch nicht nur mehr Spaß beim Rodeln haben sondern auch mehr Sicherheit.

Das Bremsen

Ist man einmal in Fahrt und geht diese zu schnell, so sollte die andere wichtige Rodel-Technik angewandt werden: Das Bremsen. Am einfachsten funktioniert dies, indem man beide Füße mit den Fersen in den Schnee drückt.

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Ist das Tempo aber zu hoch (oder die Piste zu eisig) um ausreichend zu verzögern, sollte man ganz nach hinten rutschen, den Rodel vorne mit beiden Händen packen und kräftig nach oben ziehen; dann bremsen die Enden der Kufen – sogar auf Eis.

Hilft gar nichts mehr und bleiben selbst die engagiertesten Bremsversuche wirkungslos, dann hilft nur noch das kontrollierte Abwerfen vom Rodel (ähnlich dem sogenannten Notsturz beim Skifahren). Das klingt gefährlich, ist es aber im Regelfall nicht und allemal besser, als einen Frontalzusammenstoß mit einem anderen Menschen oder etwa einem Baum zu riskieren. Dabei lässt man sich leicht zur Seite fallen und dreht sich auf den Bauch.

Im Regelfall wirkt die „Textilbremse“ nach wenigen Metern. Ganz wichtig: Mit einer Hand die Rodel, möglichst am Zügel, festhalten. Denn der saust sonst irgendwohin und bleibt dann entweder verschwunden oder geht zu Bruch. Vor allem aber kann so eine Rodel ein durchaus gefährliches Geschoss sein, das einen anderen schwer verletzen kann.

Der Transport

Die klassische Transportart des Rodels ist natürlich das Hinterher-Ziehen am Zügel. Kommt man mit dieser Technik in der Ebene ausreichend voran, so kann diese gerade bei steilen Bergen sehr lästig werden. Dann bietet es sich an, den Rodel auf den Rücken zu nehmen, das heißt, einen Arm durch die Öffnung zwischen Kufe und Bankerl zu schieben, und den Rodel dann – einseitig – zu schultern.

So fällt zum einen das Gehen leichter und zum anderen verhindert man, dass der Schlitten sich bei einem Ausrutscher selbständig macht.

 

 

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