Kugelbachalm

Kugelbachbauer – von der Hölle in den Himmel (oder umgekehrt)

Eine kurze aber abwechslungsreiche Strecke im besten Sinne ist die Fahrt von der Kugelbachalm in Karlstein/Bad Reichenhall. Schon die ersten Meter Aufstieg ab dem Parkplatz machen klar wo hier der Bartel den (Rodel-)Most holt: Geradezu höllisch steil ist die – von Abfahrer-Perspektive aus gesehen – letzte Etappe nach der langgezogenen Linkskurve. Und bei harter Unterlage fordert dieses – kurze – Stück auch den ganzen Rodler. Ebenfall recht steil ist der Anfang der Strecke, der allerdings fast nur geradeaus verläuft, weshalb man es hier im Normalfall laufen lassen kann. In der Mitte dagegen wird der Weg so flach, dass die meisten Rodler zu Wanderern werden.

Himmlisch ist bei dieser Tour halt die Küche und überhaupt die ganze Atmosphäre der namensgebenden Alm: So ziemlich die Inkarnation einer bayerischen Wirtshausstube bietet die Küche der Wirtsleute fast alles, was das Schmankerlliebende Herz begehrt – und das in bemerkenswerter Qualität.

Nur wer kleine Kinder oder einen Erwachsenen der dem selbstgemachten Jagertee allzu hastig genossen hat, im Schlepptau hat, sollte bei dieser Abfahrt achtgeben.

 

Gleiten und Rutschen
Gleich zu Beginn geht es hier flott los. Die ersten etwa 700 Meter dieser Abfahrt verlaufen durch dichten Tannenwald und bieten bei ausreichendem Schnee eine fast idyllische Kulisse. Ist der Weg allerdings nicht geräumt,  gibt es hier mit dem Rodel kein Durchkommen. Dann kann man sich den recht steilen Aufstieg ab der Kugelbachalm sparen.

Nach der Walddurchfahrt sieht man links die Kugelbachalm, die Gelegenheit zur Rast bietet (s. „Essen und Trinken“). Kehrt man nicht ein, sollte man ab hier das Bremsen sein lassen, sofern dem ersten, zügigen Stück keine kurze Wanderung folgen soll. Spätestens nach der ersten, leichten Linkskurve findet die Fahrt sonst ihr vorläufiges Ende. Die Strecke verläuft jetzt links von einem Bach, dessen Böschung aber nicht allzu tief ist und der insofern keine Gefahr darstellt. Nach etwa 300 Metern wird es wieder ETWAS steiler und der Rodel nimmt leichte Fahrt auf. Bis zur nächsten scharfen Linkskurve: Ab hier wird die Strecke nicht nur anspruchsvoll, sondern heftig. Der Weg ist zwar breit, aber wirklich steil, weshalb Überholmanöver gut geplant werden sollten. Bei hartgefrorener oder eisiger Piste sollten unerfahrene oder ängstliche Rodler hier definitiv die Zu-Fuß-Variante wählen. Auch das Ende der Strecke hat es in sich: Entweder man schafft es, die Schlusskurve mit einem beherzten Drift zu meistern oder aber man muss sein Gefährt so rechtzeitig herunterbremsen, dass man nicht in die Steinmauer, welche die knackige Linkskurve nach außen begrenzt, kracht.
Das klingt alles gefährlicher als es ist, vor allem, weil der Weg wirklich seeeehr breit ist. Aber als alte Sicherheits-Fuzzis denken wir halt auch immer daran, was passieren könnte. 

 

Hin und Weg
Ab München: 135 Km – ca. 90 Minuten
Ab Rosenheim: 75 Km – ca. 55 Minuten
Ab Innsbruck: 175 Km – ca. 115 Minuten
Ab Salzburg: 20 Km – ca. 20 Minuten
A8 München-Salzburg bis Ausfahrt Bad Reichenhall. Kreisverkehr, Richtung Lofer, Inzell, nicht ins Zentrum sondern auf Umgehungsstraße bleiben, am Ende rechts hoch auf Brücke Richtung Inzell. Nach etwa 1 km vor Fußgängerampel links Thumseestraße, 100 Meter rechts Kugelbachweg (Kugelbachalm beschildert) sehr steil, oben Parkplatz (kostenlos).

 

Essen und Trinken
Früher, als sportliches Rodeln für alle, die nicht unmittelbar an einem Berg lebten, noch eine Art böhmisches Dorf war, soll der Legende nach der Jagertee, der beim Kugelbach-Bauern serviert wurde, gebrannt haben. Und den trank man aus Halbliter-Krügen….

Wie auch immer: Natürlich würden wir, schon aus Rücksicht auf unsere jugendliche Leserschaft, niemals dem Alkohol-Abusus das Wort reden. Gleichwohl gibt es nicht viele uns bekannte Orte, an denen eine Hütten-Mahlzeit so schmackhaft ist wie hier und wo sich echte Gemütlichkeit – jenseits vom Mutantenstadl – finden lässt. Tja, und da schmeckt halt das Bier besonders gut. Aber auch für jemand, der zum Essen einfach nur ein Kracherl trinken mag, lohnt sich der Weg: Hüttenwirtin Heidi schafft es, mit ihren üppigen Portionen, die fast ausschließlich aus alpenländischen Spezialitäten bestehen, auch den hungrigsten Rodler satt zu kriegen. Und im Gegensatz zu anderen Wirtshäusern soll „Masse“ hier nicht fehlende „Klasse“  vertuschen.

 

Charakter und Besonderheiten
Neben den erwähnten kulinarischen Vorzügen liegt der Reiz dieser Abfahrt vor allem in deren Charakter: Kurz aber – streckenweise – heftig. Aus diesem Grund plädieren wir dafür, bei sehr fester Unterlage und großem Andrang die ganz Kleinen zu Hause zu lassen. Noch mehr gilt dies für den Abend, wenn manche Rodler alkoholbedingt das Risiko nicht mehr sehen und im Dunkeln aufsteigende Rodler erst spät wahrgenommen werden – wie immer empfehlen wir für eine Mondschein-Rodelpartie unbedingt Beleuchtung. Abgesehen davon macht dies hier aber ungeheuren Saß, weil der Strecken-Teil ab der Hütte weitgehend „baumfrei“ ist und so auch der Mond dem talwärts rasenden Rodler „heimleuchten“ kann.

 

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